Eulbach ist ein besonders geschichtsträchtiger Ort, mit dem sich die Odenwälder Geschichte fast 2000 Jahre lang verfolgen lässt.

Und so entstehen fast von selbst drei, nicht völlig, unabhängige Themengebiete, unter denen sich Eulbach betrachten lässt.

  1. Die Römerzeit – Kastell Eulbach und die Spuren des Limes entlang des Höhenzugs.
  2. Eulbach – Weiler und später Wüstung.
  3. Eulbach – Jagdschloss der Grafen zu Erbach-Erbach und Englischer Garten von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach

 

Dieser Vortrag ist ideal geeignet für all diejenigen, die sich gleichermaßen für die Römische Geschichte des Odenwaldes, für die Entwicklung des Englischen Gartens und für das Grafenhaus Erbach interessieren. Auch die Freunde der Jagd und Kenner der Wisentszene werden auf ihre Kosten kommen. So unterschiedlich die einzelnen Themen auch erscheinen mögen, Eulbach verbindet sie alle und Antje Vollmer versteht es hervorragend, dies zu vermitteln,

Im Odenwald wurde erst unter Kaiser Trajan in den Jahren  110-115 der Limes als Patroullienweg angelegt. Genau wie 20 Jahre zuvor in der Wetterau und im Taunus wurden auch hier Schneisen in den Wald geschlagen und in regelmäßigen Abständen hölzerne Wachttürme erbaut, um den Grenzweg zu sichern. Einige Meter hinter der Linie entstanden die Kastelle, wie auch das Kastell Eulbach.

Die Kastelle In Eulbach und Würzberg waren Numeruskastelle.

Die Kastelle des Odenwaldlimes waren nicht mit römischen Legionären bestückt, sondern mit Auxiliartruppen, in unserem Fall brittanische Söldner von den Brittones Triputienses.

Das Kastell Eulbach  wurde 1806 von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach entdeckt, der damals noch zwei Steinreihen der Wallmauer vorfand. Die von ihm dokumentierten Aufzeichnungen ließen eine sehr genaue Rekonstruktion des Kastells zu.

Das Kastell liegt heute unter der B47 in Richtung Amorbach kurz

bevor sich die Straße nach Vielbrunn und Boxbrunn gabelt.

 

Bevor der heute bekannte Englische Garten auf der Eulbacher Höhe eingerichtet wurde, war das Gelände bereits seit Jahrhunderten von Menschen urbar gemacht und bewohnt gewesen.

Eine erste urkundliche Erwähnung der Gemarkung Eulbach findet bereits 819 statt. Es ist die Grenzbeschreibung der Schenkungsurkunde von Einhard. Laut Urkunde XXI aus dem Lorscher Codex vererbte Einhard die Mark Michlinstat im Falle seines kinderlosen Ablebens an das Kloster Lorsch. Darin ist „Ulenbuoch“ der östliche Grenzpunkt der Mark Michlinstat, es wird beschrieben, dass die Grenze der Mark zwischen Ulenbuoch und Rumpeshusen verlief.

Ob auf der Eulbacher Höhe 819 bereits eine Siedlung bestand, ist historisch nicht

nachweisbar. Eine sichere Erwähnung einer Siedlung Eulbach findet erst 1333

statt und zwar im Lehenbuch des Hochstifts Würzburg. Darin steht: „Item Gotz, Cunr. et Fritzo fratres de Uelmbach receperunt villam Weckebach cum suis pertinenciis et castro ibidem“. – „Die Brüder Götz, Conrad und Fritz von Ulembach haben an Haus und Burg in Weckbach Einfluß“. Wo kann jetzt diese Siedlung gewesen sein?

Auf der ehemaligen Marktplatzwiese und nördlich davon sind Scherben eines Gebrauchsgegenstandes und Hüttenton gefunden worden. Dieser Hüttenton wurde  verwendet um die Gefache der Fachwerkhäuser auszufüttern oder stellte in gestampfter Form den Fußboden dar. Seit der ersten Erwähnung bis zum Dreißigjährigen Krieg war die Siedlung nie wirklich groß aber 1623 hatte Eulbach immerhin 16 Häuser aufzuweisen und 81 Bewohner. In der ganzen Grafschaft Erbach waren zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges in den Ämtern Erbach, Freienstein und Michelstadt ca. 650 Familien ansässig, was 4000- 5000 Personen entsprach. Der Dreißigjährige Krieg hat im ganzen Odenwald ungeheure Bevölkerungsverluste verursacht. Im Durchschnitt überlebten im Odenwald nur 3% der Bevölkerung. Das Dorf Eulbach wurde völlig entvölkert und war nach dem Krieg Wüstung.

Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert begann ein neuer Abschnitt der Geschichte Eulbachs. Unter der Aufsicht von Grafen Franz I. zu Erbach erhält

Eulbach ab nun das Aussehen, das wir heute kennen. Das Jagdschloss wird erbaut, ein Wildpark wird eingerichtet und der Bau des Englischen Gartens zu Eulbach wird begonnen. Der Wildpark von 3000 ha Größe war jedoch nur die Vorstufe zu einer weiteren Anlage, die in den Jahren nach 1802 angelegt werden sollte – der Englische Garten zu Eulbach.

Professor Dr. W. List erwähnt in seinem Buch von 1907 „Jagdschloss Eulbach“, dass die Pläne für den Englischen Garten zu Eulbach von Friedrich Ludwig Sckell (damals noch nicht „von“) gemacht worden wären. Seither taucht dieser Passus in jeder Veröffentlichung über den Englischen Garten zu Eulbach auf. Nur – weder der Plan selbst ist vorhanden, noch gibt es irgendeinen weiteren Hinweis auf Sckell in den noch vorhandenen Unterlagen zum Englischen Garten zu Eulbach.

 

Friedrich Ludwig (von) Sckell
Friedrich Ludwig (von) Sckell

Friedrich Ludwig Sckell ist der Schöpfer der klassischen Phase des Englischen Gartens in Deutschland und gilt als der Erfinder des Volksparks. Er schuf den Englischen Garten in München, die Gartenanlagen in Schwetzingen, Nymphenburg und noch vieler anderer großer Garten und Parkanlagen. Von Sckell ist einer D E R Gestalter des Englischen Gartens des 18. und 19. Jahrhunderts.

Sckell wird allerdings im Katalog Nr. 6 über den Englischen Garten von Graf Franz I. überhaupt nicht erwähnt, nicht einmal in einem

Nebensatz.

Sckell oder nicht Sckell-Garten – Für uns ist der Garten zu Eulbach jedenfalls eine Schöpfung des Grafen Franz I., was ihn in seinem Wert nicht mindert, sondern sogar noch erhöht.

 

Wachtturm Vogelherdschlag Mangelsbach aus dem Katalog Nr. 5, Eulbach
Wachtturm Vogelherdschlag Mangelsbach aus dem Katalog Nr. 5, Eulbach

Mit  dem Englischen Garten zu Eulbach schuf Graf Franz I. außerdem den ältesten archäologischen Park Deutschlands. Die Ausgrabungsstätten des Limes der unmittelbaren Umgebung befanden sich alle in der Nähe von Siedlungen wie Würzberg, Boxbrunn, Vielbrunn etc.

Graf Franz I. zu Erbach sah voraus, dass die meisten der behauenen Steine aus der Römerzeit bald zweckentfremdet zum Häuserbau verwendet würde und die römischen Fundstellen als Steinbrüchen enden würden.

Deshalb ließ er die Steine von den Fundstellen in den Englischen Garten bringen, um sie für die Nachwelt aufzubewahren und damit vor allem dem Liebhaber der Altertümer einen Grund zum Verweilen in seinem Englischen Garten geben.